Referenten
im MEZ Berlin

Dieter Kraft

Theologe

Dieter Kraft ist Theologe und war bis zu seiner sogenannten Abwicklung Dozent für Systematische Theologie an der Sektion Theologie der Berliner Humboldt-Universität.

 

Zwei Leserbriefe von Constanze und Dieter Kraft an die junge Welt:

 

Kündigung der Mitgliedschaft in der LPG jungeWelt eG

Liebe LPG-Genossenschaft der jungeWelt,

hiermit kündige ich meine Mitgliedschaft in der Genossenschaft.

Ich wende mich damit gegen eine Haltung der jungeWelt, die in dem Artikel "Kens Welt" vom 14.12.2017 ihren Höhepunkt findet.

In unwürdiger Weise wird dort an einem Journalismus und einem Journalisten-Team gebeckmessert, die keine Antworten, sondern nur Fragen hervorruft: Hat nicht auch die jungeWelt schon Fehl-Haltungen, Fehl-Formulierungen, Fehl-Einschätzungen produziert? Mit welchem Recht stellt sie sich als Zensor heraus, wo es doch um große politische Grundlinien geht? Diskreditiert sie damit nicht all die Menschen, die ehrlichen Gewissens in diesem Medien-Format über ihre Sorgen und Überzeugungen gesprochen haben? Mit welcher politischen Begründung geht die junge Welt eine solche Distanzierung zu vernünftigen Menschen ein? Warum positioniert sich eine marxistische Tageszeitung in einer Weise, die an fatale historische Fehler der kommunistischen Bewegung erinnert? Wieso arbeitet sie nicht an einem größtmöglichen politischen Bündnis in einer Zeit, wo "Die Linke fehlt"?

Und vor allem: Wem nützt dies alles? Ganz gewiss nicht einer breiten Anti-Kriegs-Bewegung, die heute dringender denn je gebraucht wird.

Constanze Kraft
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Liebe Freunde in Redaktion, Verlag und Genossenschaft der jungeWelt,

weil ich kein Sektierer bin, schreibe ich nicht: werte ehemalige Freunde, aber neu sortieren muss ich die mit dem eigenartigen Beitrag zur sog. "Verlogenen Debatte" (2.12.2017) entstandene Situation durchaus, zumal sie auch mich persönlich als Mitglied der Genossenschaft trifft, die hier als Koautorin ausgewiesen wird. Um es gleich vorweg zu sagen: In meinem Namen ist dieser Text nicht entstanden, und niemals hätte ich ihn unterschrieben, denn er entbehrt jener politischen Verantwortung, die ich von einer marxistisch orientierten Tageszeitung unbedingt erwarte. Die besteht in unseren Zeiten, die den Einbruch eines dann vermutlich allerletzten Weltkrieges bereits vor Augen haben kann, eigentlich nur in einem: in einer unbedingten Bereitschaft zu einem friedenspolitischen Bündnis.

Was aber macht die jW? Sie spaltet. Statt Ken Jebsen dazu zu gratulieren, daß er so viele prominente Köpfe vor die Kamera holt und so viele bisher Unbekannte zu Friedensinitiativen motiviert, stellt die jW ihn in eine "rechtsaffine" Ecke. Wer wie ich KenFM regelmäßig verfolgt, der weiß, dass das einfach unaufrichtig ist - wie es denn auch geradezu lächerlich ist, ausgerechnet den aus dem Hause der jungeWelt stammenden Autor Jürgen Elsässer noch immer mit Jebsen zu konnotieren, wiewohl dessen Distanzierung hätte leicht recherchiert werden können. Wer so mit den Fakten umgeht, der desavouiert all jene, die vor Jebsens Kamera überlebenswichtige Erkenntnisse vermitteln - auch einen Domenico Losurdo, auch einen Willy Wimmer, auch eine Karin Leukefeld, auch einen Daniele Ganser, auch einen Rainer Mausfeld, auch einen Albrecht Müller, auch einen Eugen Drewermann. Ich muss die vielen Namen hier nicht alle nennen und auch nicht die Frage aufwerfen, wie sich eine marxistisch verstehende Tageszeitung ausgerechnet von einem Rainer Rupp trennen konnte, der uns wahrscheinlich vor einem Weltkrieg gerettet hat. Weil er Jebsen für einen friedenspolitisch integren Mann hält?

Knuth Mellenthin jedenfalls hat gar nicht recherchiert. Er wiederholt nur, aus welchen Gründen auch immer, Abgestandenes. Das wäre ja noch keine Katastrophe, auch wenn ein Herr Broder Genugtuung empfunden haben wird. Aber wenn Redaktion, Verlag und Genossenschaft der jW ausgerechnet diesen faden Beitrag in den Zeugenstand rufen, dann wird mir angst und bange. Aber als Theologe habe ich von Luther gelernt: Auch Konzile können irren! Nicht freiwillig möchte ich mich aus der Genossenschaft zurückziehen, dafür war und ist mir die jW zu wichtig. Aber wenn die jW keinen ernsthaften Diskurs wagt und es nicht für möglich hält, diesen meinen Leserbrief ungekürzt zu veröffentlichen, dann muss ich meine Mitgliedschaft für erloschen erklären, denn ich will und kann keine - auch keine indirekte - Verantwortung für politisch Verantwortungsloses übernehmen.

Dieter Kraft

 

Veranstaltungen mit Dieter Kraft

Seminar

Uhrzeit: 11:00–16:00

Am 28. Juni 2018 starb der italienische Historiker und Philosoph Domenico Losurdo. In einem Nachruf hieß es: „Die Gegner der kapitalistischen Unordnung haben ihren wohl wichtigsten Denker verloren, und das weltweit…“

Abendveranstaltung

Referent: Dieter Kraft

Uhrzeit: 19:00–21:00

Wiewohl das Adjektiv »utopisch« von der Insel »Utopia« herübergekommen ist, inzwischen meint es geradezu das Gegenteil von Utopie. Der Wortsinn hat sich pervertiert. »Utopisch« ist, was niemals kommt. Dann allerdings müßte es tatsächlich heißen: weg von der Utopie, hin zur Wissenschaft.

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